Mobbing in der Payroll – „Ich litt Höllenqualen!“

Mobbing in der Payroll

Ein Gespräch mit der Payroll-Expertin Sarah S. (Name von der Redaktion geändert) über die schlimmste Zeit ihres Berufslebens.

Liebe Sarah, Du bist über einen längeren Zeitraum hinweg an Deinem Arbeitsplatz gemobbt worden. Was möchtest Du uns darüber erzählen?

Zunächst möchte ich sagen, dass ich die Payroll liebe – und gegen keinen anderen Job der Welt tauschen würde. Und trotzdem habe ich berufliche Jahre hinter mir, die ich nicht wieder erleben möchte. Unsere damals neue Leiterin Entgeltabrechnung hatte mich von Anfang an auf dem Kieker, es war sozusagen Abneigung auf den ersten Blick. Sie gab mir rasch zu verstehen, dass sie mich nicht in ihrem Team haben wollte. Sie suchte eifrig nach Fehlern, die sie mir nachweisen konnte – und kontrollierte immer wieder in auffälliger Weise meine Arbeit. Sie grüßte mich nicht und vermied überhaupt jede Art an positiver Kommunikation. Das fiel allen anderen im Team auf, doch niemand wollte etwas sagen.

Wie hat sich dieses Verhalten auf Dich ausgewirkt?

Es war verheerend. Ich konnte nicht mehr schlafen, meine Gedanken drehten sich nur noch um die Arbeit und die negativen Aktionen und Kommentare meiner Chefin. Meine Partnerschaft litt darunter, und auch meine Kinder bekamen mit, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich sehnte jedes Wochenende herbei, um spätestens am Sonntagmittag wieder mit Bauchdrücken an Montag zu denken.

Das klingt belastend. Wie bist Du mit der Situation umgegangen?

Ich habe lange Zeit versucht, damit alleine fertig zu werden, das war ein Fehler. Deshalb habe ich mir irgendwann ein Herz gefasst und bin zur Geschäftsführung gegangen. Das war mein nächster Fehler. Der Geschäftsführer spielte das Ganze herunter und sprach mit meiner Chefin. Danach wurde es noch schlimmer, diesmal nur subtiler. Sobald sie sich unbeobachtet fühlte, verstieg sie sich regelmäßig zu bösartigen Bemerkungen mir gegenüber. Ich litt Höllenqualen, konnte mich aber weder zu einer Kündigung durchringen noch hatte ich die Kraft, ihr Paroli zu bieten. Also wurde ich krank. Das ging drei, vier Wochen so – und dann holte ich mir endlich Hilfe bei einer Psychologin. Das war der Beginn meiner Heilung. Und ich begriff, dass ich diese Situation verändern musste, weil es niemand anderes für mich tun würde.

Was geschah danach?

Ich habe entschieden, dass ich nicht länger in einem Umfeld arbeiten kann, das meine Gesundheit und mein Wohlbefinden gefährdet. Ich habe gekündigt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich in dieser Firma einmal einen solchen Schritt gehen würde. Ich liebte die Menschen dort, ich liebte die Produkte, einfach alles. Doch am Ende stand ich alleine da. Nein, nicht ganz. Da war eine junge Frau, eine Auszubildende, die auch bei uns in der Payroll hospitierte. Sie hatte einmal mitbekommen, was meine Chefin mir zuraunte – im Glauben, niemand hört sie. Diese junge Dame ging kurz nach meiner Kündigung zum Geschäftsführer und kündigte selbst – mitten in der Ausbildung. Sie soll zu ihm gesagt haben, dass sie nicht in Firmen arbeiten will, in denen so grausam gemobbt wird. Das habe ich gefeiert!

Wie geht es Dir heute?

Bestens, danke. Ich arbeite immer noch in der Payroll – aber inzwischen in bester Atmosphäre. Und eines habe ich inzwischen gelernt: Mich zu äußern und mir Hilfe zu holen, wenn ich nicht weiterweiß.

Danke für dieses Gespräch, liebe Sarah.

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