Interview: Zeiterfassung 2021

Spannung ist garantiert!

Das ewige Thema Zeiterfassung erfährt durch die Pandemie neuen Auftrieb, gerade auch aufgrund der stark flexibilisierten Arbeitsbedingungen in vielen Unternehmen. Zudem wartet das Land auf die praktische Umsetzung eines berühmten Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Spannung ist also garantiert in diesem Bereich. Das findet auch unsere Gesprächspartnerin Carola Leipner-Geils, die mit den Dingen der Zeitwirtschaft bestens vertraut ist.

Liebe Carola, die betriebliche Zeiterfassung bleibt auf der Agenda, Deutschland wartet nach dem EuGH-Urteil zur verpflichtenden Erfassung von Arbeitszeiten noch auf die nationalen Ausführungsbestimmungen. Wo könnte es Deiner Auffassung nach diesbezüglich zu Problemen mit der Praxis kommen?

Immer mehr Betriebe arbeiten mit Vertrauensarbeitszeit, dieses Modell hat sich inzwischen erstaunlich verbreitet. In vielen Betrieben werden inzwischen hauptsächlich Projektzeiten festgehalten, man kehrt von der Erfassung der puren Anwesenheit ab. Anders formuliert geht es mehr um Effektivität als um zeitliche Präsenz. Diese Entwicklung passt nicht recht zum Urteil des EuGH, welches auf die lückenlose Erfassung nach dem Prinzip „kommt/geht“ setzt.


In der Pandemie hat sich die Arbeitswelt ohnehin stark verändert, Stichworte Home-Office und working everywhere. Was bedeutet das für die Zeitwirtschaft?

Grundsätzlich ist es den modernen Methoden der Zeiterfassung egal, wo jemand sitzt und arbeitet, eine zuverlässige Dokumentation aller Zeiten ist zum Beispiel über Arbeitnehmer-Portale auch vom heimischen Computer oder unterwegs vom Handy aus möglich. Es macht sogar Sinn, bei der Erfassung der Arbeitszeiten zwischen Homeoffice und dem Büro als Arbeitsort zu unterscheiden – alleine wegen der steuerlich absetzbaren Pauschale für „Homeworker“. 


Zeiterfassung ist ein in der Realität weit gefasster Begriff und nicht jeder Betrieb dürfte über anspruchsvolle digitale Lösungen verfügen, richtig?

So ist es. Alleine die Existenz zukunftsweisender Zeitwirtschaftssysteme bedeutet nicht, dass jede Firma sich dieser Angebote auch bedient. Es gibt heute noch viele Unternehmen, die ihre Zeitwirtschaft via Excel oder sogar auf handgeschriebenen Formularen verwalten. Leider sind diese Vorgehensweisen sehr zeitaufwendig und fehleranfällig. Hier bieten leistungsfähige digitale Zeiterfassungssysteme enorme Vorteile.


Welche Argumente sprechen denn konkret für eine digitale Zeiterfassung?

In erster Linie bedeutet eine digitale Zeiterfassung mehr Transparenz und weniger Fehler. Weiterhin spart sich die Personalabteilung eine Menge Arbeit, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Zeiten mithilfe neuester Technik selbst verwalten und zudem Fehlzeiten wie Urlaube über das Mitarbeiterportal eigenständig eintragen können.

Außerdem korrespondiert eine moderne Zeiterfassung perfekt mit den gängigen Entgeltabrechnungssystemen, relevante Daten werden dort genutzt und verarbeitet. Auch das vermeidet kostspielige Fehler, die etwa bei der manuellen Übertragung von Daten aus Excel in die Lohnabrechnung entstehen können.