Interview: Lohnpfändungen

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„Lohnpfändungen sind eine riskante Sache!“

Lohnpfändungen gehören zur hohen Schule der Entgeltabrechnung, ohne technische Unterstützung können bestimmte Konstellationen kaum noch abgebildet werden. Wir haben uns mit der Pfändungsexpertin Elizabeth Herrmann über dieses anspruchsvolle Thema unterhalten.

Liebe Lizzy, Du bist Fachfrau für den Bereich Pfändungen. Nehmen die Lohnpfändungen Deinem Eindruck nach zu?
Das ist in der Tat meine Erfahrung, auch mit Blick auf die Zeit seit Beginn der Pandemie. Viele Menschen sind in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Doch auch schon vor dem Ausbruch von Corona stieg die Zahl der Pfändungen an. Es geht diesbezüglich leider seit Jahren nur in eine Richtung: nach oben!

Was macht eine Lohnpfändung so kompliziert? Es gibt doch klare Tabellen mit Pfändungsfreigrenzen und auch ansonsten scheinen die Vorschriften auf den ersten Blick recht deutlich?
Sicher, die Vorschriften sind eindeutig, allerdings nur mit Blick auf die Standardfälle. Die Tabellen mit den Pfändungsfreigrenzen sind im Grunde nur bei diesen „normalen“ Pfändungen verwendbar. Sie enthalten exakte Grenzwerte zur korrekten Berechnung der pfändbaren Beträge. Wenn allerdings eine Unterhaltspfändung berechnet werden muss, gelten andere Parameter. Hinzu kommen jene nicht seltenen Fälle mit mehreren verschiedenartigen Pfändungen gleichzeitig. Hier muss im Vorfeld genau festgestellt werden, welcher Pfändungstitel mit welcher Priorität einbezogen werden darf. Da ist der klassische Sachbearbeiter schnell mit seinem Latein am Ende.

Lohnpfändungen zählen also zu den größten Herausforderungen im Bereich der Entgeltabrechnung – und sie sind ausgesprochen risikobehaftet. Man darf nicht vergessen, dass der Arbeitgeber als Drittschuldner gesetzlich verpflichtet ist, das pfändbare Einkommen zu ermitteln. Das ist eine große Verantwortung, nicht nur den Gläubigern gegenüber.
 
Risikobehaftet? Welche Risiken trägt der Arbeitgeber in Zusammenhang mit Gehaltspfändungen denn genau?
Der Arbeitgeber trägt die Verantwortung für die Gehaltspfändung und haftet somit gesamtschuldnerisch. Schon leichte Fehler können unangenehme Konsequenzen haben.
 
Welche Fehler werden bei der Berechnung und Verwaltung von Entgeltpfändungen am häufigsten gemacht? Wo sind die Fallstricke?
Es gibt eine Unzahl an Fallstricken, damit werden ganze Fachbücher gefüllt. Die Erstellung einer korrekten Berechnung ist je nach Sachlage ausgesprochen komplex – siehe obiges Beispiel mit mehreren gleichzeitigen Pfändungen. Außerdem kennt die Zivilprozessordnung eine Reihe an unpfändbaren oder nur begrenzt pfändbaren Lohnarten, beispielsweise das Urlaubsgeld, bestimmte Zulagen und Entschädigungen oder das Weihnachtsgeld. Da kennt sich kaum noch jemand umfassend aus, zumal es immer wieder zu Änderungen kommt. Eine der gravierendsten war übrigens die 2013 eingeführte so genannte Nettomethode, welche die Berechnung noch schwieriger gemacht hat.
 
Inwieweit unterstützt adata seine Kunden in Sachen Pfändung? Habt ihr ein eigenes Pfändungs-Modul?
Das ist die gute Nachricht: adata hat ein spezielles Pfändungsmodul programmiert, das die Anwender wirksam unterstützt. Das zertifizierte Modul ist stets auf dem aktuellen Stand und übernimmt selbst die kompliziertesten Berechnungen. Ich persönlich würde ohne eine solche Engine keine Pfändung mehr bearbeiten wollen. Das ist viel zu gefährlich. Lohnpfändungen sind für den Arbeitgeber eine riskante Sache!